Ernst war ein Visionär, ein Macher mit hohem Anspruch an sich selbst und an sein Umfeld. Er motivierte durch Vorleben, führte mit grossem Herzen und hatte dabei stets auch das Wohl der Mitarbeitenden im Blick – selbst in schwierigen Zeiten und die gab es.
In jungen Jahren wurde Ernst mit seinen Kollegen mitten in der Nacht mit einem überladenen Transporter von der Polizei angehalten – im Verdacht, Material von einer Baustelle entwendet zu haben. In Wahrheit war der Auftrag so gross, dass sie Tag und Nacht arbeiteten, um ihn rechtzeitig zu erfüllen.
Und als eine Botschaft die Rechnung für ein neues Haupteingangsportal nicht beglich, entschlossen sich Ernst und sein Team kurzerhand, dieses Ende Oktober wieder zu demontieren. Daraufhin bat der Diplomat dringend, das Portal doch wieder zu montieren – im schlimmsten Fall hätte sonst die Schweiz dafür aufkommen müssen, um diplomatische Spannungen zu vermeiden.
Später erhielt Ernst schweizweit bedeutende Aufträge, unter anderem für die Post und den Umbau des Hauptsitzes der Berner Kantonalbank am Bundesplatz – damals mit 26 Bankschaltern, von denen heute keiner mehr existiert. Wegen dieses Grossauftrages musste die Hochzeit mit Vreni verschoben werden. Nach der Heirat übernahm sie die Finanzen und wurde zur treuen Seele und verlässlichen Stütze – in guten wie in schwierigen Zeiten. Ernst blieb zugunsten der Firma stets flexibel. Für Ernst und Vreni richtete sich das Familienleben nach der Firma – doch es war nie eine Belastung, sondern ihre gemeinsame Passion. Einzig die jährlichen Ferien mit dem 1976 selbstgebauten Camper gehörten fix in den Kalender: Mit der Familie wurde ganz Europa bereist – zu einer Zeit, als Camper noch Wohnmobil hiess und die Leute am Strassenrand zweimal hinschauten und winkend grüssten.
Auch die drei Söhne Christian, Marc und Michael wurden früh miteinbezogen: Sie besserten ihr Sackgeld auf, indem sie Kleinteile zusammenbauten oder die Werkstatt reinigten. Legendär waren die familieninternen ‚Endjahres-Umzüge‘ in der geschlossenen Werkstatt während der Betriebsferien – Vater Ernst mit dem Akkordeon voraus, die drei Buben mit den unterschiedlichsten Instrumenten hinterher. Es sah zwar besser aus, als es tönte, doch die Stimmung war immer fröhlich. Auch bei den Freunden der Kinder war die Werkstatt beliebt – nicht zuletzt, weil dort die eine oder andere Geburtstagsparty stattfand, bei der gebastelt, gehämmert und kreiert wurde.
Auch die Produktion lag Ernst am Herzen. Nach der Bankenkrise 1991 fasste er trotz Kurzarbeit Mut und investierte in die damals neue CNC-Technologie. Damit wuchs die gestalterische Freiheit, die Marktchancen stiegen – und alle Arbeitsplätze konnten erhalten bleiben. Sein Credo lautete: qualitatives Wachstum statt quantitatives. Anfangs fürchteten die Mitarbeitenden um ihre Stellen und protestierten. Im Rückblick erwies sich die Entscheidung als wegweisend: Gehri wurde führend in der digitalen Bearbeitung, Ernst selbst Experte und Jurymitglied an der Fachhochschule Biel. Die Firma erhielt regelmässig Besuch aus dem In- und Ausland, um den neuesten Stand der Technik zu erleben.
Seine Leidenschaft für Design und die Entwicklung neuer Möblierungslösungen führte in den frühen Neunzigerjahren mit der Kollektion Supporto zum Durchbruch: Das vielseitige System fand schweizweit grosse Verbreitung. Als die UBS mit dem Bankverein fusionierte, rollten die Gehri-Möbel in Genf über die Strasse – beide Banken setzten auf dasselbe Mobiliar. Supporto war an bester Lage bei der Zürcher Kantonalbank an der Bahnhofstrasse im Einsatz – ebenso in zahlreichen weiteren Kantonal-, Regional- und Raiffeisenbanken. Eine Vorstellung, die man sich heute kaum mehr machen kann.