In lieber Erinnerung an Ernst Gehri, unseren Firmengründer und die Seele unseres Familienunternehmens

12. Mai 1945 - 06. September 2025

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Ernst Gehri wurde am 12. Mai 1945 im Rosssgarten in Lobsigen geboren. Er wuchs in einfachen, aber geerdeten Verhältnissen auf. Schon als Kind zeigte sich sein neugieriger und erfinderischer Geist. Er liebte es, Dinge auseinanderzunehmen, zu verstehen und neu zusammenzusetzen. Mit zehn Jahren baute er sein erstes kleines Auto, später konstruierte er ein funktionierendes Windrad, das im Dorf grosses Aufsehen erregte und ein frühes Zeichen seiner Kreativität und seines handwerklichen Geschicks war.

Nach seiner Lehre als Möbelschreiner fasste Ernst Gehri 1967, mit gerade einmal 21 Jahren, den Mut zur Selbständigkeit. Im Stall des elterlichen Bauernhauses richtete er seine erste Werkstatt ein. Mit einfachsten Mitteln, aber voller Tatendrang und mit einem klaren Ziel vor Augen, begann er zu arbeiten. Aus dieser kleinen Werkstatt heraus gründete er die Gehri AG. Schon früh machte er durch Kreativität und Qualität auf sich aufmerksam. 1971 gewann er mit einem Meisterstück den begehrten Preis im Wettbewerb der Schreinermeister – ein Meilenstein, der ihm Anerkennung und Stolz verlieh.

Doch das junge Unternehmen wurde bald auf die Probe gestellt: 1972 zerstörte ein Brand die gesamte Werkstatt in Lobsigen. Über Nacht schien alles verloren. Für Ernst war es ein schwerer Schlag, aber Aufgeben kam für ihn nicht infrage. Mit Tatkraft, Zuversicht und viel Energie suchte er nach einer Lösung und fand in Aarberg einen neuen Standort. Dort begann er erneut – und schuf die Grundlage für die Entwicklung, die das Unternehmen bis heute prägt.

Mit Innovationskraft, Kreativität und grosser Tatkraft prägte Ernst das Unternehmen über mehr als fünf Jahrzehnte und entwickelte es — gemeinsam mit einem starken Team — zu einem schweizweit anerkannten Gesamtlösungsanbieter für Raumeinrichtungen.

Ernst war ein Visionär, ein Macher mit hohem Anspruch an sich selbst und an sein Umfeld. Er motivierte durch Vorleben, führte mit grossem Herzen und hatte dabei stets auch das Wohl der Mitarbeitenden im Blick — selbst in schwierigen Zeiten, und die gab es.

In jungen Jahren wurde Ernst mit seinen Kollegen mitten in der Nacht mit einem überladenen Transporter von der Polizei angehalten — im Verdacht, Material von einer Baustelle entwendet zu haben. In Wahrheit war der Auftrag so gross, dass sie Tag und Nacht arbeiteten, um ihn rechtzeitig zu erfüllen.

Und als eine Botschaft die Rechnung für ein neues Haupteingangsportal nicht beglich, entschlossen sich Ernst und sein Team kurzerhand, dieses Ende Oktober wieder zu demontieren. Daraufhin bat der Diplomat dringend, das Portal doch wieder zu montieren — im schlimmsten Fall hätte sonst die Schweiz dafür aufkommen müssen, um diplomatische Spannungen zu vermeiden.

Später erhielt Ernst schweizweit bedeutende Aufträge, unter anderem für die Post und den Umbau des Hauptsitzes der Berner Kantonalbank am Bundesplatz — damals mit 26 Bankschaltern, von denen heute keiner mehr existiert. Wegen dieses Grossauftrages musste die Hochzeit mit Vreni verschoben werden. Nach der Heirat übernahm sie die Finanzen und wurde zur treuen Seele und verlässlichen Stütze — in guten wie in schwierigen Zeiten. Ernst blieb zugunsten der Firma stets flexibel. Für Ernst und Vreni richtete sich das Familienleben nach der Firma — doch es war nie eine Belastung, sondern ihre gemeinsame Passion. Einzig die jährlichen Ferien mit dem 1976 selbstgebauten Camper gehörten fix in den Kalender: Mit der Familie wurde ganz Europa bereist — zu einer Zeit, als Camper noch Wohnmobil hiess und die Leute am Strassenrand zweimal hinschauten und winkend grüssten.

Auch die drei Söhne Christian, Marc und Michael wurden früh mit einbezogen: Sie besserten ihr Sackgeld auf, indem sie Kleinteile zusammenbauten oder die Werkstatt reinigten. Legendär waren die familieninternen ‚Endjahres-Umzüge‘ in der geschlossenen Werkstatt während der Betriebsferien — Vater Ernst mit dem Akkordeon voraus, die drei Buben mit den unterschiedlichsten Instrumenten hinterher. Es sah zwar besser aus, als es tönte, doch die Stimmung war immer fröhlich. Auch bei den Freunden der Kinder war die Werkstatt beliebt — nicht zuletzt, weil dort die eine oder andere Geburtstagsparty stattfand, bei der gebastelt, gehämmert und kreiert wurde.

Auch die Produktion lag Ernst am Herzen. Nach der Bankenkrise 1991 fasste er trotz Kurzarbeit Mut und investierte in die damals neue CNC-Technologie. Damit wuchs die gestalterische Freiheit, die Marktchancen stiegen — und alle Arbeitsplätze konnten erhalten bleiben. Sein Credo lautete: qualitatives Wachstum statt quantitatives. Anfangs fürchteten die Mitarbeitenden um ihre Stellen und protestierten. Im Rückblick erwies sich die Entscheidung als wegweisend: Gehri wurde führend in der digitalen Bearbeitung, Ernst selbst Experte und Jurymitglied an der Fachhochschule Biel. Die Firma erhielt regelmässig Besuch aus dem In- und Ausland, um den neuesten Stand der Technik zu erleben.

Seine Leidenschaft für Design und die Entwicklung neuer Möblierungslösungen führte in den frühen Neunzigerjahren mit der Kollektion Supporto zum Durchbruch: Das vielseitige System fand schweizweit grosse Verbreitung. Als die UBS mit dem Bankverein fusionierte, rollten die Gehri-Möbel in Genf über die Strasse — beide Banken setzten auf dasselbe Mobiliar. Supporto war an bester Lage bei der Zürcher Kantonalbank an der Bahnhofstrasse im Einsatz — ebenso in zahlreichen weiteren Kantonal-, Regional- und Raiffeisenbanken. Eine Vorstellung, die man sich heute kaum mehr machen kann.

2005 trat sein ältester Sohn Christian in die Geschäftsleitung ein und gründete die Innenarchitektur- und Designabteilung. Drei Jahre später folgte Marc, der seither die Produktion und Schreinerei verantwortet. Beim Eintritt der Söhne wurde die zukünftige Ausrichtung intensiv diskutiert, da das gesamte Spektrum der Planung und Innenarchitektur damals noch nicht Teil des Angebots war. Mit Weitsicht war Ernst bereit, sein Werk an die nächste Generation zu übergeben. Nach seinem Rückzug 2012, als er ‚nur noch‘ als Verwaltungsratspräsident wirkte und Spezialprojekte betreute, leitete Walter Andrey die Übergangsphase bis 2017. Seither führen Christian (Planung) und Marc (Produktion) gemeinsam mit einem starken Team das Unternehmen weiter – zur grossen Freude und mit Stolz von Ernst.

Sein Schaffen, seine Werte — insbesondere Grosszügigkeit und Bescheidenheit — sowie sein Vertrauen bilden bis heute die Grundlage unseres Unternehmens. Wir sind dankbar, auf dem weiterbauen zu dürfen, was er gemeinsam mit seinem Team geschaffen hat. Auf die Frage, was er in seinem Leben anders gemacht hätte, antwortete er einmal schlicht: Sprachen gelernt – um sich mit anderen Kulturen austauschen und deren Sichtweisen besser verstehen zu können.

In Gedanken sind wir auch bei seiner Ehepartnerin Vreni Gehri, die während vieler Jahre im Unternehmen aktiv war und Ernst in den letzten fünf Jahren fürsorglich begleitet und gepflegt hat.

Lieber Ernst — dein Geist und deine Haltung werden in der Gehri AG weiterleben und sind auch heute täglich in unseren Räumen spürbar.

Geschäftsleitung und Mitarbeitende der Gehri AG